Orthorexia nervosa
Orthorexia nervosa ist ein Begriff, der in den letzten Jahren vermehrt in der Diskussion über Essstörungen aufgetaucht ist.
Diese spezielle Form der Essstörung ist bislang nicht offiziell im Diagnosehandbuch DSM-5 aufgeführt. Dennoch erkennen viele Experten und Gesundheitspraktiker die Ernsthaftigkeit dieser Essstörung. Menschen mit Orthorexia nervosa legen eine übermäßige Betonung auf “reine” und “gesunde” Lebensmittel und entwickeln eine übermäßige Besessenheit von der Qualität und Reinheit ihrer Nahrungsmittel. Sie können Nahrungsmittelgruppen meiden, die als ungesund oder schädlich angesehen werden, wie zuckerhaltige Lebensmittel, verarbeitete Lebensmittel, Fette oder künstliche Zusatzstoffe.
Die Betroffenen sind oft besessen von der Auswahl und Zubereitung ihrer Mahlzeiten, um sicherzustellen, dass sie den selbstauferlegten Ernährungsnormen entsprechen. Diese zwanghafte Fixierung kann zu sozialer Isolation führen, da es schwierig wird, gemeinsam mit anderen zu essen. Es kann auch zu Nährstoffmängeln und körperlichen Gesundheitsproblemen führen.
Orthorexia nervosa ist eng mit dem Sport- und Fitness-Lifestyle verbunden, da beide auf die Betonung einer gesunden Lebensweise und Ernährung abzielen. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, haben oft ein gesteigertes Interesse an ihrer Ernährung, um ihre sportliche Leistung zu unterstützen und die Gesundheit zu fördern. Dies ist grundsätzlich positiv und kann zu einem gesünderen Lebensstil führen. Allerdings kann es auch zu einer Anfälligkeit für Orthorexie führen.
Im Sport- und Fitness-Bereich gibt es eine Kultur, die die Ideale von Körperlichkeit und Fitness fördert. Dies kann zu einem verstärkten Druck führen, nicht nur sportlich erfolgreich zu sein, sondern auch äußerlich den gängigen Schönheitsstandards zu entsprechen. Menschen, die diesen Druck verspüren, könnten dazu neigen, sich noch stärker auf ihre Ernährung zu konzentrieren und dabei die Grenze zur Orthorexia nervosa zu überschreiten.
Es gibt einige Risikofaktoren, die die Entwicklung von Orthorexia nervosa im Sport- und Fitness-Kontext begünstigen können.
- Übermäßige Betonung von körperlicher Erscheinung und Leistung.
- Sozialer Druck, um bestimmte Ernährungsstandards zu erfüllen.
- Ein übertriebenes Streben nach “Reinheit” in der Ernährung.
Die Prävention von Orthorexia nervosa im Zusammenhang mit Sport und Fitness erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise.
- Die Förderung eines ausgewogenen und flexiblen Ernährungsansatzes, der den individuellen Bedürfnissen und Zielen gerecht wird.
- Die Aufklärung über die Anzeichen und Symptome von Orthorexia und die Sensibilisierung für das Thema in der Sport- und Fitness-Community.
- Die Betonung der Bedeutung von Selbstakzeptanz und einem positiven Körperbild, unabhängig von äußerlichen Standards.
Wenn Orthorexia nervosa diagnostiziert wird, ist eine professionelle Behandlung notwendig. Dies kann die Arbeit mit Ernährungsspezialisten und Psychologen beinhalten, um gesunde Essgewohnheiten und eine positive Beziehung zur Nahrung wiederherzustellen. Die Unterstützung durch Freunde und Familie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Genesungsprozess.
Orthorexia nervosa ist eine ernsthafte Essstörung, die im Zusammenhang mit dem Sport- und Fitness-Lifestyle auftreten kann. Es ist wichtig, die Balance zwischen gesunder Ernährung und obsessivem Verhalten zu finden. Die Aufklärung, Prävention und rechtzeitige Intervention sind entscheidend, um die Gesundheit und das Wohlbefinden in der Sport- und Fitness-Community zu fördern. Es ist von großer Bedeutung, dass die Betonung auf körperlicher Fitness nicht auf Kosten der psychischen Gesundheit geht.
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